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Polly!
Stephen Goldin






POLLY!

Ein Roman von

Stephen Goldin



Herausgegeben von Parsina Press (http://www.parsina.com/)

ГѓВњbersetzung herausgegeben von Tektime


Polly! Copyright 2008 by Stephen Goldin. Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung Copyright korhan hasim isik.



Titel original: Polly!

ГѓВњbersetzerin: Martina Hillbrand


Gewidmet allen GГѓВ¶ttinnen

—vergangen, gegenwärtig und zukünftig—

die durch mein Leben spaziert sind




1. Szene (#uc5922b60-47f6-5fe6-a2cf-4ddf4ba47564)


Sein eigenes Husten weckte ihn auf.

Er wusste anfangs nicht einmal, wieso er hustete, aber dann drang der Geruch in sein Bewusstsein. Rauch. Die Luft war schwer mit all dem Rauch. HeiГѓВџer, schwarzer Rauch. Der in schweren, unheilvollen Wellen auf ihn zu rollte.

Dann gab es da ein GerГѓВ¤usch. Es war ein Rauschen, wie ein Zug, der nГѓВ¤her kommt, nur anders. Vielleicht ein Hurrikan oder ein Tornado, ein Sturm so laut, dass er beinahe ohrenbetГѓВ¤ubend war. Gleichzeitig schmerzten seine Ohren. Vielleicht eine VerГѓВ¤nderung im Luftdruck.

Dann wurde er sich bewusst, woran ihn das Geräusch erinnerte: ein dröhnender Ofen, industrieller Größe.

Feuer!

Seine Augen ГѓВ¶ffneten sich ruckartig, was ein groГѓВџer Fehler war. Sofort begannen sie zu brennen und TrГѓВ¤nen strГѓВ¶mten heraus. Der Rauch und RuГѓВџ machten es fast unmГѓВ¶glich, zu sehen, und der Husten machte es fast unmГѓВ¶glich, zu Atem zu kommen.

Feuer, der größte Albtraum eines Buchladenbesitzers, und noch mehr, wenn er auf der oberen Etage über dem Laden wohnte. Er sah keine Flammen um sich, also musste das Feuer im Moment unten sein. Und seinen Lagerbestand auffressen.

Barbara! Barbara aufwecken.

Dann erinnerte er sich wieder. Da war keine Barbara, die er aufwecken kГѓВ¶nnte. Sie hatte ihn vor ein paar Tagen verlassen. Er war alleine.

Eine Stimme in ihm fragte sich, wieso er ГѓВјberhaupt weiterleben sollte. Einfach liegen bleiben und sterben und fertig. Aber die Stimme in seinem Kopf, die den Lebensinstinkt vertrat, gewann.

Welchen Rat bekam man immer fГѓВјr Feuer? Rauch steigt auf. Am Boden krabbeln um den Rauch nicht einatmen zu mГѓВјssen. Aber galt das auch noch, wenn der Rauch aus dem unteren Stockwerk kam?

Er rollte sich aus seinem Bett auf seine Knie auf den Boden und begann zu krabbeln. Dann hielt er an. Wo war das Fenster? Er konnte nichts sehen. Er wusste, wie sein Bett zu dem Fenster stand, aber seine Gehirnwindungen waren blockiert. Er konnte sich plГѓВ¶tzlich nicht mehr erinnern, aus welcher Seite des Bettes er gerollt war. Links oder rechts? Bewegte er sich auf das Fenster zu oder davon weg?

Vor ihm hörte er Glas zersplittern. Gut, er war in der richtigen Richtung unterwegs. Eine Stimme rief: „Ist hier drinnen jemand?“

Er versuchte, eine Antwort zu schreien, aber ein neuerliches Husten erstickte seine Worte, er konnte nur husten.

Aber das war genug für seinen Retter. „Ich höre Sie, ich komme.“

Gleich danach ergriff ein Feuerwehrmann seinen Arm, zog ihn vorsichtig hoch auf die Beine und ging mit ihm zum Fenster. Eine Leiter stand draußen. „Denken Sie, Sie können hinunterklettern?“, fragte der Retter. Er nickte.

„Ist sonst noch jemand hier drinnen?“, war die nächste Frage.

Er schüttelte den Kopf. „Nur ich“, sagte er sehr heiser.

Ein weiterer Feuerwehrmann stand auf der Leiter. Die beiden Männer halfen ihm, auf wackeligen Beinen nach unten zu klettern. Plötzlich war ihm kalt. Obwohl es Juli war, war die Nacht kühl – außerdem kam er aus einem überhitzten Gebäude, so war der Kontrast noch stärker.

AuГѓВџerdem hatte er nur Unterhosen an. Das war alles, was er trug, wenn er schlief, und so war es alles, was er jetzt an hatte. Einer der Feuerwehrleute aber, sah, dass er zitterte und wickelte ihn sofort in eine Decke. Ein anderer holte ein groГѓВџes, weites Sweatshirt und Trainingshosen und er zog diese an. Ein weiterer gab ihm eine Wasserflasche.

Er drehte sich um und beobachtete das Feuer. Er sah teilnahmslos zu, als es brannte. Die Flammen waren eigentlich ziemlich schГѓВ¶n anzusehen, gegen die Dunkelheit der Nacht. Ab und zu nahm er einen Schluck aus der Wasserflasche, mehr aus Reflex als aus Durst.

Sein ganzes Leben löste sich in Rauch auf – zumindest alles, was sich nicht schon vorige Woche metaphorisch in Rauch aufgelöst hatte.

Er stand da, während Menschen um ihn herum eifrig alle Arten hektischer Dinge taten – mit Äxten rannten, Wasser in die Glut gossen, die Menschenmenge zurückhielten. Nichts davon schien wirklich wichtig zu sein; seine Gedanken waren weit weg. Die Bilder, die Geräusche, die Gerüche formten ein Kaleidoskop von Gefühlen, die durch die falsche Seite eines Teleskops passierten. Nichts davon war real. Nichts davon betraf ihn.

Eine Frau blieb neben ihm stehen und sprach kurz mit ihm. Sie sagte, dass sie vom Roten Kreuz war und fragte, ob er eine ГѓВњbernachtungsmГѓВ¶glichkeit hatte. Sie gab ihm eine Visitenkarte einer Herberge, wo er fГѓВјr ein oder zwei NГѓВ¤chte bleiben konnte, wГѓВ¤hrend er sich wieder organisierte.

Die Flammen erstarben langsam. Jemand sagte ihm, dass die erste Etage vГѓВ¶llig zerstГѓВ¶rt war, aber einige Dinge aus der zweiten geborgen worden waren: seine Geldtasche, ein kleiner Schrank mit etwas Kleidung, sein Handy. Ein anderer sagte ihm, dass die erste EinschГѓВ¤tzung war, dass das Feuer durch irgendein defektes Stromkabel verursacht worden war. Nichts sah verdГѓВ¤chtig aus.

Irgendwann musste er zu der Herberge gegangen sein, obwohl er sich daran nicht erinnern konnte. Er erwachte dort und ging benommen hinaus auf die StraГѓВџe, zu einem Geldautomaten, wo er ein wenig Geld von seinem mageren Guthaben abhob, sodass er frГѓВјhstГѓВјcken konnte. Das Essen hГѓВ¤tte ebenso gut Karton sein kГѓВ¶nnen; er kaute und schluckte mechanisch ohne ГѓВјberhaupt etwas zu schmecken.

Der Rest des Tages verging in einem ГѓВ¤hnlichen Dunst. Er sammelte ein paar Kleider, die er retten konnte, und steckte sie in ein paar PlastiktГѓВјten. Er unterhielt sich mit seinem Versicherungsberater, der ihm sein professionelles Beileid aussprach und ihn darauf hinwies, dass der GroГѓВџteil seines FirmenvermГѓВ¶gens zwar versichert gewesen war, aber er keine Haushaltsversicherung hatte, die seine persГѓВ¶nlichen Verluste decken kГѓВ¶nnte. Er verlieГѓВџ das VersicherungsbГѓВјro mit einem Stapel Papier, das er ausfГѓВјllen und so bald wie mГѓВ¶glich zurГѓВјckbringen sollte.

Er verbrachte diese Nacht in einem billigen Motel und erinnerte sich ГѓВјberhaupt nicht an die Erfahrung. Als der Tag anbrach, sickerte die Wirklichkeit langsam zurГѓВјck in die Winkel seines Gehirns. Er wГѓВјrde sich um eine Unterkunft sorgen mГѓВјssen; er hatte nicht genug Geld um in einem Motel leben zu kГѓВ¶nnen. Er musste seine Dinge versammeln, ein Inventar von dem machen, was er noch hatte. Nun, das wГѓВјrde nicht lange dauern. Es war nicht viel ГѓВјbrig, um zu inventarisieren.

Wo konnte er hingehen? Nun, sein Bruder hatte eine Farm in Nevada und lud ihn immer ein, ihn besuchen zu kommen. Das wГѓВјrde wohl genГѓВјgen, nahm er an.

Er begann ein paar Anrufe um seinen Bruder vorzuwarnen, dass er kommen wГѓВјrde, und jedes Mal legte er auf, bevor er fertig gewГѓВ¤hlt hatte. Er konnte diese Geschichte nicht am Telefon erzГѓВ¤hlen; er wГѓВјrde vielleicht vГѓВ¶llig zusammenbrechen und sich nie wieder bewegen. Besser er machte sich einfach auf den Weg und ГѓВјberraschte seinen Bruder. Wer weiГѓВџ? Bis er dort ankam hatte er sich vielleicht mit all dem abfinden kГѓВ¶nnen.

Er warf seine wenigen BesitztГѓВјmer in seinen Toyota und begann seine Fahrt ostwГѓВ¤rts.




2. Szene (#u1db17b07-a9d0-5b11-b496-13bae1adb8d2)


Die Fahrt begann ganz gut. Durch die Stadt und hinaus auf die Autobahn fahren – einfach genug, um zu schaffen. Der Tag war warm und die Klimaanlage des Corolla war kaputt, aber die 400-Klimaanlage – vier Fenster offen, bei 100 km/h – half, um es erträglich zu machen. Das Auto hatte keinen CD-Player, aber es gab gute Musik, Rockklassiker, im Radio. Das war zumindest gut. Solange er versuchte, sich an die Texte zu erinnern, um mitsingen zu können, brauchte er nicht an Dinge zu denken, über die er nicht nachdenken wollte.

Es war recht frГѓВјh am Morgen, StoГѓВџzeit. Es gab viel Verkehr auf der anderen Seite der StraГѓВџe, aber fast keinen auf seiner. Er fuhr entgegen der Pendler-Richtung, weg von der Stadt. Nichts, was ihn bremsen wГѓВјrde.

Er bog auf eine andere Autobahn ab, statt vierspurig war diese nun zweispurig. Der Verkehr, der hier noch war, war immer noch in die andere Richtung und er konnte ungehindert fahren. Er trat ein wenig fester auf das Gaspedal. Der Wind rauschte vorbei und ГѓВјbertГѓВ¶nte beinahe das Radio. Er drehte lauter.

Die StraГѓВџe fГѓВјhrte nach Osten ГѓВјber die HГѓВјgel, hinunter in das heiГѓВџe zentrale Tal Kaliforniens. Dies war der Ort, wo nur die VerrГѓВјckten sich im Sommer ohne Klimaanlage hin wagten. Nun, die VerrГѓВјckten und die Verzweifelten. In eine der beiden Kategorien wГѓВјrde er wohl passen.

Als die Hügel zwischen ihm und der Stadt lagen, begann der Radiosender zu rauschen. Auch wenn er noch lauter drehte, funktionierte es nicht – es gab mehr Rauschen als Musik. Er drückte auf den Suchmodus um einen anderen Sender zu suchen. Er verwarf ein paar Nachrichtensender – einer Sport, der andere ein berühmter Kommentator, der den Ärger der Hörer aufbauschen wollte – und einen Sender in Spanischer Sprache. Er versuchte, auf FM umzuschalten, aber da war beinahe gar kein Empfang, also schaltete er zurück auf AM und fand schließlich einen Musiksender, der eine Bandbreite von Oldies und Rockklassikern spielte. Man konnte es hören, wenn es auch etwas sanft war, für seine Stimmung.

Die Temperatur stieg nun sehr schnell. Der Wind, der zum Fenster hereinkam, war genauso heiГѓВџ wie die Luft im Auto, und er begann zu schwitzen. Er hielt an einer Tankstelle, tankte voll und kaufte ein paar Wasserflaschen. Die wГѓВјrden ihn eine Weile versorgen.

Er trank die erste Flasche in einer halben Stunde aus und schwitzte das Wasser beinahe so schnell heraus wie er es nachfГѓВјllen konnte. Er ГѓВ¶ffnete die zweite Flasche und schГѓВјttete ein wenig davon ГѓВјber seinen Kopf. Das schien die Hitze wieder ertrГѓВ¤glich zu machen.

Nach 60 Kilometern auf diese Art, zweigte er auf eine zweispurige Autobahn ab. Hier war wirklich praktisch kein Verkehr und er hatte die Straße für sich alleine. Er sah auf die Uhr: halb elf. Er lag gut in der Zeit. Wenn er so weiter fuhr, würde er die Farm sogar noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen – aber sicher bevor es zu spät wurde.

Das Land um ihn herum ging langsam von bebautem Ackerland in Buschland ГѓВјber. In seinem RГѓВјckspiegel schrumpften die Berge als er weiter in das Tal hinein fuhr.

Auch dieser Radiosender begann zu rauschen, und ein lokaler Sender funkte dazwischen. Dieser neue Sender behauptete stolz, dass er beide Arten von Musik spielte: Country und Western. FГѓВјr seinen Geschmack war das nur eine Stufe ГѓВјber Rap, der nur eine Stufe ГѓВјber statischem Rauschen war.

Also hГѓВ¶rte er wenig interessiert den scharfen TГѓВ¶nen der Verzweiflung zu. Nachdem der dritte mГѓВ¤nnliche SГѓВ¤nger eine elende Geschichte ГѓВјber seine Frau, die ihn verlieГѓВџ sang, drehte er verГѓВ¤rgert die Lautsprecher ab und fuhr weiter.

GroГѓВџer Fehler. Die nГѓВ¤chsten zwanzig Kilometer oder so stГѓВјrmten seine Gedanken ihm weit voraus ГѓВјber die meist vГѓВ¶llig gerade StraГѓВџe. Das Finanzamt. Barbara. Das Feuer. Der Laden. Barbara. Steuern. Feuer. Selbst Countrymusik war besser als Stille.

Die Temperatur stieg weiter. Er trank den Rest der zweiten Wasserflasche und schГѓВјttete einen Teil der dritten ГѓВјber seinen Kopf. Es hatte weniger Wirkung als beim ersten Mal. Wenigstens war er froh, dass er Stoff-SitzbezГѓВјge hatte, statt der billigen kunstledernen. Wenn seine Haut an diesem glГѓВјhenden Textil kleben wГѓВјrde, wГѓВјrde seine Fahrt noch dreimal unbequemer werden als sie ohnehin schon war.

Er sah hinГѓВјber auf den Beifahrersitz. Der Stapel Versicherungsformulare saГѓВџ dort, beschwert von einem Stapel Kleidern, damit sie im Wind nicht wegfliegen konnten. Er hatte sie kurz angesehen, als der Versicherungsberater sie ihm gegeben hatte. Sie wollten jede Menge Information von ihm, wohl auch den ledigen Namen seines Vaters und das Sternzeichen seines GroГѓВџvaters. Er hatte ein Feuer gehabt, verdammt! Die meisten seiner Aufzeichnungen waren weg. Wie sollte er ihnen die Information ГѓВјber die Finanzen seiner Firma geben, wenn alle Daten verbrannt waren?

Nein. Jetzt war nicht die Zeit, um diese Gedanken zu denken. Jetzt war die Zeit um schlechte Country- und Westernmusik zu hГѓВ¶ren und zu meditieren, wГѓВ¤hrend er durch die WГѓВјste fuhr.

Seine Geschwindigkeit stieg auf ГѓВјber Hundertzwanzig. Da es keinen Verkehr gab, war da nichts, was ihn zurГѓВјckhielt. Wenigstens war auf einer verlassenen Autobahn in der WГѓВјste die Chance klein, dass er die Aufmerksamkeit einer Polizeistreife erregte.

Genau in diesem Moment sah er Blinklichter in seinem RГѓВјckspiegel. Fluchend fuhr er an den StraГѓВџenrand und hielt an. Er kannte die Vorgehensweise: er holte seinen FГѓВјhrerschein und Zulassungsschein heraus und gab sie dem Polizisten. Der Beamte gab sie ihm zurГѓВјck, gemeinsam mit einem Strafzettel fГѓВјr Schnellfahren. Alles sehr hГѓВ¶flich und geschГѓВ¤ftlich. Beide waren sie in weniger als fГѓВјnfzehn Minuten wieder auf der StraГѓВџe.

Die Temperatur nahm nun wirklich zu. Er goss den Rest der dritten Wasserflasche ГѓВјber seinen Kopf und konnte praktisch fГѓВјhlen, wie es in dem Moment, als es ihn berГѓВјhrte, verdampfte. Er trank die vierte Flasche in einem Zug leer und es half wenig.

Er hielt und fГѓВјllte seinen Tank an einer kleinen Tankstelle, die behauptete, die letzte fГѓВјr die nГѓВ¤chsten hundert Kilometer zu sein. Das Benzin war fГѓВјrchterlich teuer und seine Geldmittel schrumpften stark, aber es war besser als eine ГѓВњberraschung der ГѓВјblen Alternative, so wie das GlГѓВјck in diesen Tagen mit ihm spielte.

Einige Minuten spГѓВ¤ter begann er, auch den Country-Sender zu verlieren. Verzweifelt suchte er nach einem anderen. Alles, was er hier, inmitten der WГѓВјste, finden konnte, war ein religiГѓВ¶ses Programm. Was machte das hier mitten am Tag? Es war nicht Sonntag. Sollten diese Dinge nicht nur spГѓВ¤t in der Nacht gesendet werden, wenn sie anstГѓВ¤ndige Menschen nicht nerven wГѓВјrden?

„Diese Heiden von Ee-volutionären wollen uns weismachen, dass das alles ein Unfall ist“, sagte der Geistliche. „Wenn Sie eine Uhr mitten in einem Feld liegen sehen würden, würden sie sagen: 'Wie komisch, dass alle diese Metallteile zufällig mitten in dem Feld zusammenkamen und sich auf eine Weise zusammenfügten, dass sie uns die Zeit sagen'? Was für eine dumme, lächerliche, widersinnige, törichte, schwachsinnige, alberne, dämliche Annahme wäre das! Oder würden Sie davon ausgehen, dass eine Person die komplizierte Uhr absichtlich für seine eigenen Zwecke gemacht hat? Eine Uhr impliziert einen Uhrmacher so sicher wie die Nacht auf den Tag folgt.“

„Ja“, antwortete er dem Radio verärgert. „Ein idiotischer Uhrmacher, der entweder nicht weiß, dass seine Uhr mitten in irgendeinem doofen Feld liegt, oder dem es egal ist. Vielleicht hat der Besitzer sie verloren, oder er warf sie weg, weil sie nicht richtig funktionierte. Was, wenn du eine Eisenstange in dem Feld liegen lässt und ein paar Monate später zurückkommst und sie mit rotem Staub überzogen vorfindest? Würdest du annehmen, dass jemand kam und sie angemalt hat? Oder würdest du denken, sie ist einfach verrostet, Vollidiot!“

Der Radiopriester ignorierte ihn. „Was diese Leute nicht sehen ist, dass alles Teil eines großen Planes ist, ein Plan, so groß, dass wir die Details überhaupt nicht sehen können. Gottes Plan ist so groß, dass er sich ganz um uns schließt, wie eine große, schützende Decke. Gottes Plan ist riesig und er ist für uns alle, und wir alle spielen darin eine Rolle.“

„War es auch Gottes Plan, dass mein Laden verbrannt ist?“ Er schrie das Radio nun an. „Will Gott, dass ich obdachlos und pleite bin? Ist das Finanzamt auch ein Teil von Gottes Plan? Braucht Gott meine achttausend Dollar so dringend? Ist es Gottes Plan, dass ich einen Strafzettel bekomme? Oder dass Barbara mich verlässt? Was macht Gottes Plan für mich? Wo ist diese Decke der Liebe überhaupt? Sie hat einige verdammt große Mottenlöcher!“

Er schlug wГѓВјtend auf den Knopf um das Radio abzudrehen. Die Feuchtigkeit auf seinem Gesicht war gleich viel SchweiГѓВџ wie TrГѓВ¤nen, stach in seinen Augen und machte es schwieriger zu sehen, wo er hinfuhr. Wenn es etwas mehr Verkehr gegeben hГѓВ¤tte, hГѓВ¤tte er vielleicht Probleme bekommen, aber es war niemand in der NГѓВ¤he, mit dem er zusammenstoГѓВџen hГѓВ¤tte kГѓВ¶nnen. Wenigstens gelang es ihm, das Auto auf der StraГѓВџe zu halten.

Sogar die Stille war besser als solchem Mist zuzuhГѓВ¶ren. Selbst seinen eigenen Gedanken zuzuhГѓВ¶ren war besser. Obwohl die Gedanken verГѓВ¤rgert waren, obwohl sie verwirrt waren, obwohl auch sie bedrГѓВјckend und voller Verzweiflung waren. Wenigstens waren es seine Gedanken, nicht die eines heuchlerischen BetrГѓВјgers.

Der Rest seiner WasservorrГѓВ¤te war schnell aufgebraucht, die HГѓВ¤lfte wanderte in seinen Mund, die andere HГѓВ¤lfte ГѓВјber seinen Kopf. Nichts davon schien zu helfen. Es war immer noch unertrГѓВ¤glich heiГѓВџ.




3. Szene (#u7390ca87-339b-5008-93cc-9e6497e9b1d7)


Zuerst dachte er, dass das Objekt vor ihm eine Fata Morgana sei. Aber es flimmerte nicht, und es wurde größer, als sich sein Auto näherte, also war es definitiv echt.

Es war eine zweistГѓВ¶ckige Villa aus glГѓВ¤nzend weiГѓВџem Stein mit Fensterreihen in jeder Etage, die die frГѓВјhnachmittГѓВ¤gliche Sonne reflektierten. Der Haupteingang wurde von einem ГѓВњberbau beschattet, der von einer Reihe strahlend weiГѓВџer MarmorsГѓВ¤ulen getragen wurde, und vor dem Haus war ein rechteckiger Fleck grГѓВјnen Rasens, der sich stark von der ГѓВ¶den WГѓВјste rundherum abhob.

Er war schon frГѓВјher einmal auf dieser StraГѓВџe gefahren und konnte sich nicht erinnern, dass er etwas wie das hier gesehen hatte. Das war allerdings vor ein paar Jahren gewesen, und alles MГѓВ¶gliche hatte in der Zwischenzeit passieren kГѓВ¶nnen.

Die Autobahn fГѓВјhrte vor dem Haus entlang, aber etwa dreiГѓВџig Meter entfernt. Das Land rundherum war vГѓВ¶llig flach und entbehrte jeglicher interessanter Dinge abgesehen von ein wenig GestrГѓВјpp und ein paar einsamen Kakteen hier und da. Selbst die Berge, die in Kalifornien immer gegenwГѓВ¤rtig waren, waren nur ein blauer Schmutzfleck am entfernten Horizont.

Er war zu sehr von seinem eigenen Leid eingenommen, als dass er der Villa mehr als nur eine kurze neugierige Aufmerksamkeit widmen hГѓВ¤tte kГѓВ¶nnen. Seine Depression war eine schwarze Wolke, die alle anderen Anliegen ГѓВјberschattete, also ignorierte er die Villa und fuhr weiter.

Oder zumindest wollte er das. Ohne Vorwarnung begann sein Motor plГѓВ¶tzlich zu spucken und starb ab, und der alte Corolla rollte langsam aus und hielt beinahe direkt vor der Einfahrt zu der Villa. Wenigstens schaffte er es noch, den Wagen von der StraГѓВџe zu lenken, sodass er keinen Unfall verursachen konnte, sollte hier noch ein anderes Auto vorbeifahren. Nicht, dass die Wahrscheinlichkeit dafГѓВјr sehr groГѓВџ gewesen wГѓВ¤re.

Die Tankanzeige zeigte, dass der Tank halb voll war. Er versuchte ein paar Mal wieder zu starten, aber erhielt nur ein trostloses, surrendes Geräusch als Antwort. „Verdammt!“, schrie er die unbeugsame Maschine an und schlug mit beiden Fäusten auf das Lenkrad. „Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt! Wieso ich? Wieso jetzt? Ich wusste, ich hätte dieser Schrottkiste eine solche Reise nicht zumuten sollen.“

Er sah angewidert auf den Stapel Papiere von der Versicherungsfirma auf dem Beifahrersitz unter der Tüte mit den Kleidern, dann stieg er aus und warf wütend die Tür hinter sich zu. Er öffnete die Motorhaube um den Motor anzustarren. Es war ein zweckloses Unternehmen – er hatte keine Ahnung, wonach er suchen sollte, und schon gar nicht, wie er es reparieren könnte.

Ungeduldig sah er auf seine Uhr. ZwГѓВ¶lf Uhr fГѓВјnfunddreiГѓВџig. Die Temperatur war bestimmt schon ГѓВјber fГѓВјnfunddreiГѓВџig Grad und wГѓВјrde am Nachmittag noch auf die vierzig zugehen. Es regte sich kein LГѓВјftchen. Er wГѓВјrde etwas unternehmen mГѓВјssen, wenn er die Farm vor Einbruch der Nacht erreichen wollte.

Er griff in seine Hosentasche und zog sein Handy heraus. Das half ihm allerdings auch nichts – das Display zeigte keinen Empfang. Wer würde schließlich schon einen Sendeturm hier draußen für Hasen und Präriewölfe aufstellen? Er warf das Handy so weit er konnte in die Wüste. „Bin ich dich los!“, rief er ihm nach. „Was bringst du mir schon? Was bringt überhaupt irgendwas?“ Er trat das Auto frustriert und zitterte von einem schwer unterdrückten Schluchzen. „Was bringt denn alles noch?“

Was er tun wollte war, zurГѓВјck ins Auto zu steigen. Auf den RГѓВјcksitz. Und sich dort heulend in kleines HГѓВ¤ufchen Elend zusammenrollen. Vielleicht sogar Daumen lutschen. Das ganze Universum sollte ihn einfach nur in Ruhe lassen. Das wГѓВ¤re wahrscheinlich noch besser als das, was es in letzter Zeit mit ihm getan hatte.

Er hob seinen Blick und sah das Haus wieder. Nun, zumindest konnte er fragen, ob er von dort aus telefonieren konnte, um die Pannenhilfe zu rufen. NatГѓВјrlich, so wie ihm das GlГѓВјck gewogen war, wГѓВјrde niemand zu Hause sein.

Er sah an sich selbst herunter. Obwohl er Wasser ГѓВјber sich gegossen hatte, waren seine Kleider schon wieder staubtrocken in der WГѓВјstenhitze. Er fuhr mit den Fingern ein paar Mal durch sein Haar, als Ersatz fГѓВјr einen Kamm. Dann begann er, die Einfahrt hinauf zu marschieren und war froh, dass es nicht eine dunkle, stГѓВјrmische Nacht war; dann hГѓВ¤tte er vielleicht erwarten kГѓВ¶nnen, in das Versteck von Dracula oder Frank N. Furter oder sonst eines BГѓВ¶sewichts zu gehen.

Er war so sehr in die schwarze Wolke seiner Gedanken versunken, dass er schon mehr als die HГѓВ¤lfte der Einfahrt hinter sich gelassen hatte, ehe er den Schneemann sah, der auf dem Rasen neben dem Hauseingang stand. Es musste eine dieser Plastik-Weihnachtsdekorationen sein, ГѓВјberlegte er. Jemand hatte einen komischen Sinn fГѓВјr Humor, dass er ihn im Juli drauГѓВџen stehen lieГѓВџ. Entweder das, oder er war einfach zu faul ihn wegzurГѓВ¤umen.

Als er sich allerdings nГѓВ¤herte, sah er immer wirklicher aus. Es war ein Standard-Schneemann aus drei Schneekugeln, wobei die unterste einen Meter Durchmesser hatte, die mittlere siebzig Zentimeter und die oberste vierzig Zentimeter. Seine Augen waren schwarze Pflaumen, seine Nase war eine sГѓВјГѓВџe GewГѓВјrzgurke und sein Mund war ein gepunkteter Strich aus Kirschen, der sich zu einem LГѓВ¤cheln bog. Er trug einen frГѓВ¶hlichen gelb-roten Schal dort, wo sein Hals wГѓВ¤re. Auf seinem Kopf, statt dem traditionellen Hut, hatte er eine Baseballkappe der Oakland As. Seine Arme waren unterproportional dГѓВјnn, einfach ein paar blattlose Zweige, die in seinen Schultern steckten.

Er ging darauf zu und berГѓВјhrte ihn vorsichtig. Er war kalt. Er war aus Schnee. Und er stand drauГѓВџen auf dem Rasen bei siebenunddreiГѓВџig Grad Hitze unter der gleiГѓВџenden WГѓВјstensonne im Juli.

Langsam entfernte er sich von ihm, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Der Schneemann stand einfach nur da und zeigte keinerlei Absichten zu schmelzen.

SchlieГѓВџlich, mit einem schnellen KopfschГѓВјtteln, versuchte er, ihn zu vergessen. Es gab zu viele andere Probleme, die wichtiger waren. Er stieg die vier Stufen zu der groГѓВџen EingangstГѓВјr hinauf und drГѓВјckte den Klingelknopf.

Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür und gewährte ihm einen Blick auf die hübscheste junge Frau, die er je getroffen hatte. Sie war klein – er war nur eins dreiundsiebzig und sie reichte kaum bis zu seiner Nase – aber das war dann auch schon das einzige Merkmal, das er an ihr als unterdurchschnittlich bezeichnet hätte. Ihr Körper war perfekt proportioniert, weder zu vollbusig, noch zu jungenhaft. Ihr dunkelbraunes Haar, im Kurzhaarschnitt, umrahmte ein perfektes Gesicht mit großen, leuchtend braunen Augen, einer kecken Nase und einem kleinen aber ausdrucksstarken Mund.

Sie trug einen schwarzen Satin-Hosenanzug. Die untere HГѓВ¤lfte waren Hosen mit leicht ausgestellten Beinen, das Oberteil war weit offen, wie zwei breite HosentrГѓВ¤ger, die sich nach oben zogen und sich in ihrem Nacken trafen. Sie hatte gewГѓВ¶hnliche, flache, schwarze Turnschuhe an und ihr RГѓВјcken war nackt. Sie war nicht ungesund dГѓВјnn, aber da war sicher nirgendwo Fett. Um ihren Hals trug sie eine dГѓВјnne Goldkette mit einem groГѓВџen Medaillon, sicher zehn Zentimeter breit mit mindestens zehn Lichtern, die da blinkten. Sie sah nicht viel ГѓВ¤lter aus als zwanzig.

„Ja?“, sagte sie.

Er war so beschäftigt damit, den Anblick zu bewundern, dass er beinahe vergessen hatte, wieso er hier war. „Ähm, tut mir leid, dass ich Sie stören muss, aber mein Auto ist kaputt gegangen, dort an der Straße. Ich wollte fragen –“

„Also, stehen Sie doch nicht da in der Hitze 'rum“, sagte sie mit einer einladenden Handbewegung. „Kommen Sie rein, hier ist es klimatisiert, und machen Sie sich's bequem. Willkommen im Grünen Haus.“

„Danke“, sagte er und trat ein. Sie schloss die Tür hinter ihm und er badete in dem Gefühl. Seit Stunden war ihm nur heiß gewesen. Sie standen in einer Eingangshalle mit schwarz-weißen Marmorfließen und einem riesigen Kristallleuchter, der von der hohen Decke hing. Es gab einen langen Gang, der zum hinteren Teil des Hauses führte, und von dem in verschiedenen Abständen Türen zu verschiedenen Zimmern führten. Eine breite Treppe mit dunkelgrünem Teppich führte hinauf in das nächste Stockwerk.

„Es tut mir leid, dass ich Sie so belästigen muss –“, begann er, aber sie unterbrach ihn wieder.

„Ach was. Es ist keine Belästigung. Sie können doch nichts dafür, wenn Ihr Auto kaputt geht, oder?“

„Nein“, sagte er mit einem tiefen Seufzen. „Ich hatte nur gehofft, Sie könnten mir kurz ihr Telefon leihen.“

„Würde ich, wenn ich eines hätte.“

„Sie leben hier mitten im Nirgendwo ohne Telefon?“

„Wenn ich ein Telefon hätte, würden mich die Leute ständig anrufen“, sagte sie. „Zu viele Leute wollen mit mir reden. Ich ziehe es vor, schwer erreichbar zu sein.“

„Aber was ist, wenn Sie ein Problem haben?“, fragte er weiter. „Was, wenn Sie mit jemandem sprechen müssen?“

„Ich kann problemlos mit jedem sprechen, den ich will“, sagte sie. „Und es gibt keine Probleme, die ich und meine Angestellten nicht bewältigen könnten.“

„Oh, Sie haben Angestellte. Ich nehme an, das macht es etwas besser.“

„Ja. Genau genommen, wollte ich gerade vorschlagen, dass sich mein Fahrer ihr Auto ansieht. Er weiß wahrscheinlich, wie wir es wieder hinkriegen.“

„Ich möchte Ihnen keine Mühe machen –“

„Es ist keine Mühe für mich. Fritz wird es machen. Dafür ist er da.“ Sie griff nach ihrem Medaillon und sprach hinein. „Fritz, da draußen steht ein Auto und funktioniert scheinbar nicht mehr. Kannst du es dir ansehen und versuchen es wieder zu starten?“

„Ja, mein Fräulein“, kam eine Stimme aus dem Medaillon. Der Akzent war so Hollywood-Deutsch, dass man beinahe die Hacken klacken hören konnte.

„Vielen, vielen Dank“, sagte er.

Sie drehte sich noch einmal zu ihm um. „Ich bin übrigens Polly.“

„Oh, ähm, hallo. Ich bin Rod.“

Sie legte den Kopf schief. „Du siehst nicht wie ein Rod aus“, sagte sie kritisch.

„Wie sieht ein Rod aus?“

„Nun, lang, zylindrisch und unbiegsam.“ Sie warf ihm ein verschmitztes Grinsen zu. „Natürlich kann ich es verstehen, wenn es ein Spitzname ist.“

Er merkte, dass er knallrot wurde. „Es, ähm, ist die Abkürzung für, äh, Herodotus“, sagte er leise. Gleichzeitig fragte er sich, wieso er das gesagt hatte. Er erzählte das beinahe nie jemandem – und schon gar nicht einer völlig Fremden.

„Ah, der griechische Geschichtsschreiber“, kreischte Polly. „Wie hübsch.“

„Sie haben von ihm gehört?“

„Natürlich. Ich liebte die alten Griechen.“

„Ja, mein Vater auch. Er war ein Professor der klassischen Archäologie.“

„Er muss sie sehr gerne gehabt haben, dass er Ihnen einen so ehrenvollen Namen gab.“

Herodotus schnaubte spöttisch. „Herodotus Shapiro ist der schrecklichste Name, den man einem jüdischen Jungen geben kann.“

„Mir gefällt er. Darf ich dich Heros nennen?“

„Mir ist Rod wirklich lieber.“

„Du kannst mein Heros sein“, sagte sie wobei sie seine Beschwerde völlig ignorierte. „Das ist besser als Heer, nicht wahr?“

„Wie auch immer“, sagte er resignierend. Er hatte jetzt wirklich wichtigere Probleme in seinem Leben als wie ein dummes, reiches Mädchen ihn nannte. Und in diesem Moment war eines dieser Probleme, wie er seinen Blick von dem hinreißenden Körper des dummen, reichen Mädchens losreißen und verhindern konnte, dass er zu sabbern begann.

Sie hakte sich bei ihm ein und zog ihn auf das Zimmer rechts neben ihm zu. „Komm in die Stube und geselle dich zur Party.“

„Party?“ Er fühlte wie sich seine Brust plötzlich zusammenzog. Partys bedeuteten Menschen, normalerweise fröhliche Menschen. Fröhliche Menschen waren so ziemlich das Letzte, was er in seinem Leben in diesem Moment brauchte. „Ah, ich wollte nicht ungeladen –“

„Könntest du nicht einmal, wenn du wolltest“, erklärte Polly nachdrücklich.

Er war sich nur zu sehr dessen bewusst, dass er verschwitzt und ungekämmt war. „Ich weiß nicht, ob ich da hineinpassen würde. Ich kenne da wohl niemanden –“

„Mach dir keine Sorgen. Du wirst dich großartig amüsieren. Sie sind alle gute Leute. Andere lade ich nicht ein.“

„Aber. Ähm. Ich bin nicht wirklich passend gekleidet.“

„Mach dir keine Sorgen. Meine Partys haben keine Dress Codes. Sehr wenig formell. Ich finde, dass Menschen wichtiger sind als ihre Kleider. Komm schon.“

Sie ГѓВ¶ffnete die SchiebetГѓВјr und fГѓВјhrte ihn in eine sehr groГѓВџe Stube. Das Zimmer war voll mit Menschen. Im Hintergrund spielte eine frГѓВ¶hliche Instrumentalmusik, ohne zu stГѓВ¶ren, und die Leute unterhielten sich mit leisen, freundlichen Stimmen. Ab und zu konnte man ein Lachen hГѓВ¶ren.

Der Teppichboden war hellblau, bedeckt mit zwei Persischen Teppichen mit marineblauen offenen Teilen. Die Tapete war ein dazu passendes Pastellblau mit horizontalen, kГѓВ¶nigsblauen Streifen oben an der Decke und unten. Es gab ein langes, blaues Brokat-Sofa und fГѓВјnf StГѓВјhle ГѓВјberzogen mit lindengrГѓВјnem Jacquard mit ein paar Glockenblumen in Diamanten-Muster und einen babyblauen FlГѓВјgel in der hinteren Ecke. Kleine Mahagoni-Tische umringten die Kommode an der Fassade unter dem groГѓВџen Platinspiegel mit schrГѓВ¤gen Kanten. Alle Leute standen und unterhielten sich; niemand saГѓВџ auf der luxuriГѓВ¶sen Einrichtung.

Er ließ seinen Blick über die große Menschenmenge schweifen aber konnte keine Gesichter finden, die er kannte. „Wie hast du all diese Leute hier heraus in die Wüste bekommen?“

„Ich habe sie eingeladen“, sagte Polly einfach. „Menschen kommen gern zu meinen Partys.“

Sie drГѓВјckte einen Knopf in ihrem Medaillon und ein leises aber hartnГѓВ¤ckiges Klingeln hallte durch den Raum. Die Leute unterbrachen ihre Unterhaltungen und sahen hinГѓВјber zur TГѓВјr.

„Hallo alle zusammen“, rief sie. „Ich hoffe, ihr unterhaltet euch gut.“

Die meisten nickten, andere gaben zustimmende Geräusche von sich. „Gut“, sagte Polly. „Wenn es irgendwelche Probleme gibt, sagt mir einfach Bescheid. Ich möchte euch meinen Heros vorstellen. Eigentlich ist sein Name Herodotus Shapiro, aber ich finde, Heros passt zu ihm. Heißt ihn willkommen.“ Entsprechende Rufe kamen aus der Menge, sodass Herodotus sich nur noch unwohler fühlte.

Polly drehte sich wieder zu ihm um. „Du siehst aus, als könntest du was zu trinken gebrauchen.“

„Ich bin nicht wirklich ein großer Trinker –“

„Nur ein Gläschen Wein. Oh, Fifi“, rief sie.

Eine schöne, kecke, junge Blondine in einer schwarz-weißen Hausmädchen-Uniform kam zu ihnen herüber, in der Hand ein Tablett mit einigen gefüllten Weingläsern. Ihr Kostüm war sehr kurz und ließ wenig der Vorstellung über, besonders den ausgestellten Beweis ihres Säugetier-Stammbaums. „Oui, Mademoiselle?“, fragte sie.

Polly nahm mit einem geübten Handgriff zwei Gläser von dem Tablett und gab eines Herodotus während sie das andere für sich selbst behielt. „Fifi, ich möchte, dass du dich darum kümmerst, dass Heros alles bekommt, was er wünscht.“

Das Hausmädchen sah zu Herodotus' Gesicht hoch und lächelte. „Ich werde mich bemühen“, versprach sie, mit plötzlich heiserer Stimme. Ihre Schultern und Hüften waren komplett gegeneinander verdreht, als würden sie zu unterschiedlichen Trägern gehören.

Polly hob ihr Glas in Herodotus' Richtung. „Auf neue Freundschaften“, sagte sie und sie stießen an.

Herodotus sah die goldene Flüssigkeit in dem Glas an und kostete sie vorsichtig. Es war köstlich – süß aber nicht zu sehr, glatt auf der Zunge, kühlend in der Kehle und im Abgang knackig und fruchtig. Er nahm noch einen zweiten, größeren Schluck.

Sie sah ihm mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu. „Schmeckt's?“, fragte sie.

„Er ist sehr gut, ja.“

„Er ist von meinem eigenen Weingut“, prahlte sie. „Er heißt Zufriedenheit, der Wein von zufriedenen Trauben. Sie wachsen gleich neben einem anderen meiner Weingärten, wo die Trauben der Wut aufbewahrt werden. Den behalte ich für spezielle Ereignisse auf.“

„Sieh her, Polly, ich –“

„Es tut mir leid, dass ich dich vorübergehend alleinlassen muss, aber ich muss mich unter die Gäste mischen. Gastgeberinnenpflichten und so. Rede mit den Leuten, mach es dir gemütlich. Wenn du etwas brauchst, werden Fifi oder James dir gerne helfen.“

„Wer ist James?“

„Mein Diener. Ich komme sofort zurück und dann können wir uns unterhalten.“ Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas und stürzte sich in das Getümmel. Sie wurde von allen angelächelt, bis sie in der Menge verschwand.

Herodotus fühlte sich sehr alleine und unwohl. Die Menschen sahen alle freundlich aus, aber er war nicht gerade in der Stimmung für Gesellschaft – nicht heute. Er bahnte sich den Weg zum Sofa und setzte sich vorsichtig auf ein Ende davon, ehrfürchtig vor dem offensichtlichen Alter des Möbelstücks, und versuchte, sich selbst so unauffällig wie möglich zu machen.

Ein paar Minuten spГѓВ¤ter kam ein Mann und setzte sich neben ihn. Er sah aus, als wГѓВ¤re er in seinen spГѓВ¤ten Sechzigern, mit einem verwitterten, ledrigen Gesicht und einem weit zurГѓВјck gehenden Ansatz reinweiГѓВџen Haares. Er hatte einen dГѓВјnnen KГѓВ¶rper mit einem wachsenden Bierbauch und sein Gesicht war runzelig, aber auf eine nette Art. Es gab dort viele Lachfalten.

„Wie lange kennen Sie sie schon?“, fragte der Mann um eine Unterhaltung zu beginnen.

„Sie? Sie meinen Polly?“

„Nennt sie sich heutzutage so? Ja, Polly.“

„Ich habe sie erst vor ein paar Minuten kennen gelernt.“

Der alte Mann nickte. „Bei mir sind es jetzt fünf Jahre. Meine Frau und ich waren dreiundvierzig Jahre lang verheiratet, und sie war in ihrem ganzen Leben nie krank gewesen, abgesehen von einem Husten oder zwei. Dann kam Alice ins Krankenhaus und drei Wochen später starb sie an Krebs. Meine ganze Welt brach zusammen. Ich dachte, ich könnte genauso gut sterben und zu ihr gehen. Dann kam diese Krankenschwester zu mir ins Besucherzimmer und hielt meine Hand. Ich bin nicht jemand, der öffentlich seine Gefühle zeigt, aber ich heulte wie ein Baby an ihrer Schulter, ich machte ihren Kittel ganz nass. Es schien sie nicht zu stören. Ich erzählte ihr alles über Alice. Mensch, wir mussten wohl Stunden da gesessen und uns unterhalten haben. Wissen Sie, ich hatte einige Freunde, die versuchten, mich aufzumuntern, indem sie sagten, dass Alice an einen schöneren Ort ging. Polly erzählte mir keinen solchen Unsinn. Sie war einfach nur da, und das war genug, und bald war auch der Rest der Welt da – ein wenig leerer ohne Alice, aber bei weitem nicht so trostlos wie ich gedacht hatte.“

Er hielt inne. „Was ist Ihre Geschichte?“, fragte er.

Herodotus errötete. Nach der Geschichte des alten Mannes, was konnte er da schon sagen? „Mein Auto steht vor der Tür und startet nicht mehr“, sagte er fast entschuldigend.

Der alte Mann sah ihn eine Weile lang an, die leiseste Andeutung eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Schließlich stand er auf. „Klar“, sagte er, streckte die Hand aus, und klopfte Herodotus auf die Schulter. „Vergessen Sie nicht, wie Polly sagt: die Dinge sind nie hoffnungslos, außer man verliert alle Hoffnung.“ Und er ging weg.

Herodotus trank noch einen Schluck Wein und beobachtete die anderen Partygäste. Nach noch ein paar Minuten kam ein kleiner Mann mit einem Gesicht, das an eine Maus erinnerte, in grauem Anzug und gestärktem weißen Hemd und roter Krawatte herüber zur Couch. Anstatt sich hinzusetzen, ging er herum, bis er hinter Herodotus stand, beugte sich hinunter und flüsterte in dessen Ohr: „Verschwinden Sie hier, solange sie noch können“, sagte er Unheil verkündend.

„Was?“

„Sie haben mich verstanden. Verschwinden Sie, bevor es zu spät ist.“ Dann ging er ohne weitere Erklärung weg.

Herodotus fragte sich, in welcher Art BГѓВ¤renhГѓВ¶hle er da gelandet war, als er den Mann weggehen sah. Aber er hatte keine andere Wahl als zu bleiben, es sei denn, er wollte achtzig oder noch mehr Kilometer durch die sommerliche WГѓВјstenhitze wandern.

Sich leichtfГѓВјГѓВџig einen Weg durch die Menschenmenge bahnend, kam eine langhaarige schwarze Katze mit goldenen Augen auf ihn zu. Sie steuerte direkt auf das Sofa zu, sah Herodotus forschend an und sprang dann auf seinen SchoГѓВџ. Vorsichtig streichelte Herodotus ihr Fell. Die Katze lieГѓВџ es sich gefallen und begann zu schnurren, wГѓВ¤hrend sie seine Oberschenkel mit ihren Samtpfoten massierte.

Und dann war Polly wieder zurück, sie trug nun einen schmucken Gymnastikanzug – vertikal rot-weiß gestreift, mit blauen Rändern mit weißen Sternen oben und unten. Ihre Schultern, Arme und Beine waren bloß und ihre Füße steckten in Ballerinas.

„Ah, du hast Midnight gefunden“, sagte Polly lächelnd.

„Eigentlich hat eher er mich gefunden“, entgegnete Herodotus.

„Ich sehe, du bist daran gewöhnt, Dinge aus der Katzenperspektive zu sehen.“

„Ich habe mit einigen zusammen gelebt“, gab er zu.

„Das freut mich zu hören. Katzen sind der lebende Beweis dafür, dass Gott nur einen Spaß machte, als er sagte, wir sollten vor ihm keine anderen Götter haben.“ Sie bückte sich um die Katze auch zu streicheln. Diese schnurrte noch lauter.

Polly ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen und ließ sich ein paar Mal mit all dem Anstand einer ungestümen Zehnjährigen zurückfedern und endete schließlich seitlich sitzend im Schneidersitz, ihm zugewandt. Die Katze zuckte nicht einmal. „Nun, worüber sollen wir reden?“, fragte sie.

Herodotus schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht wirklich in der Stimmung zum Reden. Ich möchte einfach, dass mein Auto wieder funktioniert, und dann verschwinde ich hier und geh dir nicht weiter auf die Nerven.“

Pollys Stimme klang mitfühlend. „Hast einige Probleme, hä?“

„Ich sagte, ich möchte nicht darüber reden.“ Sein Tonfall war schärfer als beabsichtigt.

„In Ordnung“, sagte sie, wobei sie immer noch die Katze streichelte. „Dann reden wir über mein Lieblingsthema – mich. Stell mir deine Fragen. Ich weiß, du hast welche, ich sehe es in deinen Augen. Frag mich, was du willst. Ich bin ziemlich gut drauf, also hast du eine einmalige Chance, für die manche Männer morden würden.“

Sie hatte offensichtlich nicht die Absicht, ihn in Ruhe zu lassen, also konnte er sie auch unterhalten. „Pflanzt du hier viele Blumen?“

Sie war tatsächlich mehrere Sekunden lang sprachlos und belustigt. „Ich muss zugeben, diese bekomme ich nicht oft. Meistens ist es sowas wie 'Was ist der Sinn des Leben' oder 'Wieso ist mir das passiert?'. Ja, ich habe ein kleines Blumenbeet draußen im Hinterhof, aber nicht größer als Versailles. Wieso fragst du?“

„Nun, als ich ankam, sagtest du 'Willkommen im Grünen Haus.'“

Polly lachte. Es war ein Klang wie ein Glockenspiel, ein Klang, der den ganzen Raum erstrahlen ließ, ein Klang, der Freude, destilliert auf ihre reinste Essenz, war. „Damit ist nicht das Grün draußen gemeint, sondern die Farbe des Hauses.“

„Dein Haus ist weiß.“

„Ja, aber das 'Weiße Haus' ist schon vergeben, nicht wahr?“

Herodotus schloss die Augen. Sein Gehirn fühlte sich, als wäre es plötzlich in einen dichten Nebel geraten. „Ich weiß nicht, ob das irgendeinen Sinn ergibt.“

„Sinn? Im Vertrag steht nirgendwo etwas von 'Sinn'. Oder 'fair', wenn wir schon darüber sprechen. Nicht einmal im Kleingedruckten. Ich habe es alles gelesen.“

Herodotus bekam das unbehagliche Gefühl, dass Polly ein wenig zu lange allein gelebt hatte. Er wollte gerade aufstehen und sagen, dass er doch draußen warten würde, als der Diener auf das Sofa zukam. Er war ein großer Mann im Smoking, sein Haar schütter und an den Seiten grau werdend. Er trug sich selbst mit einer überlegenen Haltung und er trug ein silbernes Tablett mit Häppchen in seiner rechten Hand. Er senkte das Tablett elegant und sagte mit einem Oxford-Akzent: „Erfrischungen?“

„Danke, James“, sagte Polly und nahm ein ungewöhnlich aussehendes Hors d'Oeuvre vom Tablett wobei sie Herodotus ansah. „Lust auf etwas?“

Er besah sich die Auswahl. Die meisten Partys, zu denen er ging, hatten ein Angebot von Chips mit Saucen, KГѓВ¤sebГѓВ¤llchen oder NГѓВјssen oder Keksen. Auf dem Tablett vor ihm befand sich nichts, das bekannt aussah. ГўВЂВћГѓВ„h, was empfiehlst du?ГўВЂВњ

„Oh, sie sind alle großartig“, sagte Polly. „Ich habe sie selbst gemacht.“

Herodotus schaute noch ein wenig weiter und entschied sich dann für etwas, das wie eine kleine, rot-braune Blume auf einem Cracker aussah. Er biss vorsichtig hinein; es war eine Spur salzig und eine Spur süß. „Das ist lecker“, sagte er und aß auch den Rest davon.

„Nun, du brauchst nicht so überrascht zu klingen“, sagte Polly.

„Was ist es?“

„Nach dieser wenig überzeugenden Reaktion, glaube ich nicht, dass ich dir das sagen werde. Das genügt erst mal, James.“

„Wie Sie wünschen, Madam.“ Der Diener richtete sich auf und ging im Raum herum um die anderen Gäste zu bedienen.

Polly sah zu, wie Herodotus den letzten Bissen des Canapés hinunterschluckte, und sagte dann: „Also, wo waren wir?“

„Ich glaube, wir waren nicht wirklich irgendwo.“

„Oh ja, du warst dabei, mich mit deinen geistreichen Bemerkungen auszufragen. Mach weiter, ich kann die nächste kaum erwarten.“

Herodotus trank seinen Wein aus, um sich einen Moment zu verschaffen, wo er seine Gedanken sammeln konnte. Mit einem Seufzen entschied er, zu sagen, was ihn so verwirrte. Nun, eines der Dinge, die ihn verwirrten. Polly schien ihm seine UnverblГѓВјmtheit nicht ГѓВјbel zu nehmen.

„Wusstest du“, fragte er nachdrücklich, „dass da ein Schneemann vor dem Haus in deinem Garten steht?“

„Oh, McCool? Ich dachte, er war im Hinterhof. Er muss nach vorne gegangen sein, denn er sieht gerne den Autos zu, die vorbeifahren.“

Das war zu viel für ihn. „Du machst Scherze.“

Sie schenkte ihm ein breites Lächeln, das den Raum erhellte wie eine Lichterkette. „Ja klar, Dummkopf“, sagte sie und streckte ihre Hand aus, um sie beruhigend auf sein Knie zu legen. „McCool kann nirgendwo hingehen – er hat keine Beine. Das habe ich mich bei Frosty immer gefragt. Wie konnte er herum tanzen, wenn Schneemänner doch gar keine Füße und Beine haben? Aber es ist ein süßes Lied.“

Mit der BerГѓВјhrung ihrer Hand auf seinem Knie durchzuckte ihn ein GefГѓВјhl von... etwas. Es war nicht WГѓВ¤rme, obwohl ihm auch trotz der Klimaanlage immer noch sehr warm war. Es war auch keine ElektrizitГѓВ¤t, obwohl sein ganzer KГѓВ¶rper kribbelte. Es war nicht sexuell, obwohl ihr Gymnastikanzug die Weiblichkeit ihrer PrГѓВ¤senz betonte. Es war einfach etwas, und es war jedenfalls gut.

Er begann zu stammeln: „Aber wie –“, als sie ihm ins Wort fiel.

„Die Fragestunde ist erst einmal vorbei. Vielleicht später mehr, wenn du brav bist. Jetzt gerade ist meine Trainingszeit. Ich wollte eigentlich gerade anfangen, als du auftauchtest. Daher bin ich so angezogen. Komm mit hinauf in den Fitnessraum und leiste mir Gesellschaft.“

„Und die Gäste?“

„Oh, die werden es eine Weile ohne mich aushalten. James und Fifi können sich um sie kümmern.“

„Ich mache nicht viel Sport“, sagte Herodotus, und behielt seine Meinung für sich, dass das einzige, was schlimmer war, als Sport zu treiben, war zuschauen, wenn jemand anders es tat. „Geh du nur. Ich bleibe inzwischen hier sitzen und streichle deine Katze und warte darauf, dass dein Chauffeur mein Auto wieder repariert.“

„Oh nein, das wirst du nicht“, sagte sie, sprang vom Sofa auf und ergriff seinen Arm. Midnight befand das für ein Zeichen, dass er von Herodotus' Schoß springen sollte, was er tat bevor er gemütlich weiter wanderte. „Ich liebe es, anzugeben“, fuhr Polly fort, „und das kann ich nicht, wenn du hier unten sitzt.“ Sie zog ihn hoch und hinter sich her. „Sieh es als deine Chance, meine Gastfreundschaft zurück zu bezahlen.“

Nachdem er erkannte, dass sie etwas war, was der Unwiderstehlichen Kraft so sehr entsprach, wie nichts Anderes, was er je treffen wГѓВјrde, folgte er ihr wieder hinaus in den Flur und den Korridor entlang zum hinteren Teil des Hauses. Es gab schlimmere Arten, seine Zeit zu verbringen, als einem schГѓВ¶nen MГѓВ¤dchen zuzusehen, wie sie schwitzte.

Sie erreichten das Ende des langen Korridors, wo sich eine Liftkabine befand, die auf sie wartete. Polly drückte auf Nummer drei. Herodotus bemerkte, dass die Knöpfe bis Nummer dreizehn gingen, dazu einer, worauf „R“ stand.

„Ich hätte schwören können, dass dein Haus nur zwei Stockwerke hat“, sagte er, als sich die Lifttüren schlossen. Die Kabine schoss viel schneller aufwärts, als irgendein gesunder Lift sich das getraut hätte. Herodotus hatte das Gefühl, als würden seine Knie gleich an seinem Kinn vorbei schießen und aus seiner Schädeldecke kommen, während sein Magen sich anfühlte, als wäre er im Parterre zurückgeblieben.

„Ah, du hast es wohl nur von vorne gesehen“, sagte Polly spontan. „Hinten ist es viel größer. Hier wären wir.“

Der Lift blieb abrupt stehen und Herodotus fГѓВјhlte sich wie ein Turm Wackelpudding auf einer zitternden Feder. Die TГѓВјren ГѓВ¶ffneten sich und offenbarten etwas, das wie der Korridor eines Luxushotels aussah, mit TГѓВјren an beiden Seiten. Es standen keine Nummern an den TГѓВјren, und auch keine anderen Hinweise darauf, was sich dahinter befinden kГѓВ¶nnte, auГѓВџer, dass eine der TГѓВјren weiter den Flur hinunter leuchtend grГѓВјn gestrichen war.

Mit federnden Schritten marschierte Polly den Gang entlang. Sie musste Herodotus nun nicht mehr an der Hand hinter sich her ziehen. Seine Nerven klirrten noch von der Fahrt mit dem Lift und er hatte Angst, zurГѓВјck zu bleiben und sich in der immer verwirrenderen Villa zu verlaufen.

Sie blieb neben der grünen Tür stehen. „Du kannst hier nicht hinein gehen“, sagte sie.

„Wieso sollte ich das wollen?“

„Weil es verboten ist“, sagte sie finster. „Sie wollen immer hinein gehen, wenn ich sage, dass es verboten ist.“ Sie ging weiter und blieb an einer Tür zu ihrer Linken stehen, etwa in der Mitte des Korridors. „Hier ist der Fitnessraum“, sagte sie. „Komm herein.“

Es war ein großer Saal, so groß wie der Turnsaal eines Gymnasiums. Es war nicht gerade das, was Herodotus erwartet hatte. Kein Laufband, keine Hometrainer, keine Rudermaschinen, keine Treppen – keine der modernen Apparaturen. Stattdessen gab es ein Turnpferd, einen Stufenbarren, ein Trapez und ein mehrere Meter langes Seil horizontal gespannt in der Luft. Viele graue Matten lagen am Boden.

„Also bist du eine Akrobatin?“ riet Herodotus.

„Onry Phirosophicarry“, sagte sie mit gespieltem chinesischem Akzent.

Herodotus war verwirrt und sein Gesicht musste das gezeigt haben.

„Du hast doch Tony Randall in Die 7 Gesichter des Dr. Lao gesehen“, meinte Polly halb fragend. Als Herodotus den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: „Oh, das musst du sehen! Regisseur George Pal, Drehbuch Charles Beaumont. Es ist ein Film der eine Heiligsprechung verdient.“

Dann kam sie wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. „Akrobatik bietet mir ein gutes Training und hilft mir, die mädchenhafte Figur zu behalten, die du bewundert hast, als du meintest, dass ich es nicht bemerkte.“

Herodotus errötete, aber da war nur Stolz in Pollys Gesicht, als sie sagte: „Sieh her.“

Neben dem Trapez hing ein Seil und Polly kletterte daran zwei Meter hoch, bis sie die Stange erreichen konnte und kletterte dann hinüber. Sie begann, vor- und rückwärts zu schwingen, wobei sie immer höher wurde, bis sie mit einer geschmeidigen Bewegung einen Salto rückwärts machte, sodass sie danach mit den Knien an der Trapezstange hing. Sie zog sich hoch in eine sitzende Position, dann noch höher, bis sie stand, die Füße breit auf der Stange stehend. Herodotus begann zu klatschen, aber sie brachte ihn zum Schweigen. „Ach, das war gar nichts“, sagte sie mit einem ganz leichten Hauch Gereiztheit in ihrer Stimme. „Behalte dir deinen Applaus bis zum Ende der Vorstellung.“

Sie lehnte sich nach vorne und begann zu fallen, wГѓВ¤hrend sie gleichzeitig ihre HГѓВјfte beugte und die Trapezstange mit beiden HГѓВ¤nden ergriff. Mit dem Schwung, den sie mitnahm, machte sie eine volle Umdrehung um die Stange, wonach sie ihre Beine spreizte und schlieГѓВџlich im Handstand auf der Stange stand. Sie blieb dort bewegungslos wie ein Stein gut fГѓВјnfzehn Sekunden stehen, dann plГѓВ¶tzlich lieГѓВџ sie los und fiel gerade nach unten, bis, im allerletzten Moment, ihre KnГѓВ¶chel sich an den Seile an den Enden der Trapezstange festhielten und ihren Fall stoppten. Dann bewegte sie ihr linkes Bein langsam zur Seite, sodass ihr ganzer KГѓВ¶rper einfach nur mehr an ihrem rechten KnГѓВ¶chel hing.

Sie hielt diese Stellung noch ein paar Sekunden, nur um zu zeigen, dass es kein GlГѓВјckstreffer war und beugte sich dann ohne jegliche Anstrengung nach oben und ergriff die Stange wieder mit ihren HГѓВ¤nden. Sie lehnte sich rГѓВјckwГѓВ¤rts und vorwГѓВ¤rts und verwendete ihren KГѓВ¶rper als Gegengewicht um das Trapez zum Schaukeln zu bringen. Pendelnd schwang sie rГѓВјckwГѓВ¤rts und vorwГѓВ¤rts, hГѓВ¶her und hГѓВ¶her mit jeder Wiederholung. Dann, am hГѓВ¶chsten Punkt eines Schwungs lieГѓВџ sie los und flog durch die Luft. Ihr KГѓВ¶rper rollte sich schnell ein und sie machte zwei volle Saltos bevor sie sich wieder aufrichtete, und ohne jegliches Zittern in der Mitte des gespannten Seils landete.

„Kein Applaus“, erinnerte sie, „aber ein leises, überraschtes Luftholen wäre vielleicht angebracht.“

Sie wartete aber nicht darauf, sondern begann, vorwärts und rückwärts über das Seil zu spazieren, mit einer solchen Sicherheit, als hätte sie festen Boden unter den Füßen. Sie ging zur Mitte des Seils, beugte ihre Knie und machte einen Salto rückwärts, dann noch einen, und noch einen – jedes Mal landete sie selbstsicher auf ihren Füßen.

„Jetzt kommt der Moment wo das Publikum involviert wird“, sagte sie. „Dort drüben ist ein Einrad, kannst du es holen und mir geben, bitte?“

Herodotus ging und holte das Einrad und gab es ihr hoch. Sie machte sich nicht die Mühe, ihm zu danken, sie balancierte einfach das Rad auf dem Seil und stieg vorsichtig auf, dann fuhr sie damit zweimal über die ganze Länge des Seils hin und her. Nachdem sie wieder zur Mitte des Seils geradelt war, blieb sie dort auf dem Rad ruhig stehen und sagte: „Jetzt bring mir die Stange und den Teller dort drüben.“ Herodotus tat es.

Die Stange war etwa einen Meter lang und einen Zentimeter im Durchmesser. Sie ergriff sie ungefГѓВ¤hr in der Mitte und setzte den Teller auf die Spitze und begann, ihn zu drehen. Sie drehte den Rand des Tellers mit ihrer Hand an, so dass er sich schneller und schneller drehte. Als sie meinte, dass er schnell genug war, ergriff sie die Stange mit beiden HГѓВ¤nden, lehnte ihren Kopf zurГѓВјck und platzierte den Stab vorsichtig auf ihrer Stirn. Sie lieГѓВџ los und streckte ihre HГѓВ¤nde zu beiden Seiten aus. Dann begann sie, hin und her ГѓВјber das Seil zu radeln.

„Dies ist der Moment, wo ich dich in das große Geheimnis des Universums einweihe“, sagte sie, wobei sie ihre Augen nicht von dem Teller ließ. „All die Weisheit aus dem Altertum geht letztendlich zurück auf ein Wort: Gleichgewicht. Bleibe im Gleichgewicht und die Welt ist deine Auster. Also, wenn du Austern magst, sonst ist die ganze Metapher sinnlos.“

Eine ganze Minute lang fuhr sie mit dem Stab auf ihrer Stirn weiter. Dann ergriff sie die Stange mit ihrer rechten Hand, nahm sie von ihrer Stirn und ließ sie zu Boden fallen. Den Teller fing sie mit ihrer linken, sah hinunter zu Herodotus und rief: „Hier, fang“, als sie ihn ihm zuwarf. Sie selbst blieb inzwischen auf ihrem Einrad auf dem Seil und fuhr dort ohne sichtliche Anstrengung noch eine Minute hin und her.

SchlieГѓВџlich stieg sie von dem Einrad, so einfach, wie sie aufgestiegen war und gab es Herodotus wieder zurГѓВјck. Dann beugte sie sich hinunter und umfasste das Seil, drehte sich herum und lieГѓВџ ihre FГѓВјГѓВџe hinunter, bis sie an ihren ausgestreckten Armen hing, dann fiel sie leichtfГѓВјГѓВџig auf die Matte darunter, die Arme triumphierend ГѓВјber ihrem Kopf.

„Okay, jetzt darfst du applaudieren“, sagte sie.

Herodotus war viel weiter als Applaus. Trotz seiner persönlichen Depression sagte er enthusiastisch: „Das war fantastisch! Bist du ein Profi?“

Polly ließ ihre Hände wieder sinken und verbeugte sich. „Ich wurde nie dafür bezahlt, also ich schätze, das bedeutet, ich bin nur eine talentierte Amateurin. Aber es macht mir Spaß. Hast du Hunger? Ich verhungere jedes Mal nach einem spaßistischen Training.“

Das Frühstück war schon lange her und das eine Häppchen hatte seinen Magen nicht wirklich befriedigt, aber Herodotus wollte ihre Gastfreundschaft nicht noch weiter ausnutzen. „Ich will dir wirklich keine Umstände machen. Du hast schon so viel getan – “

„Ach Quatsch. Ich werde Mario sagen, er soll uns einen Snack rauf bringen.“

ГўВЂВћГѓВ„h, wГѓВјrde es dich stГѓВ¶ren, wenn ich erst noch deine Toilette benutze und mich frisch mache?ГўВЂВњ

„Natürlich nicht. Das ist besser als auf den Boden zu pinkeln. Komm.“ Sie führte ihn wieder hinaus aus dem Turnsaal und auf den Gang. „Es ist die zweite Tür links, da drüben. Geh nur nicht durch die grüne Tür. Wenn du fertig bist, nimm den Lift zurück in den ersten Stock. Ich warte dort auf dich.“

Er ging in das Badezimmer und schloss die TГѓВјr hinter sich, lehnte sich an sie und schloss seine Augen. Es war angenehm, zumindest ein paar Minuten Ruhe zu haben. Polly war sehr hГѓВјbsch und sehr freundlich, aber sie war auch sehr... intensiv. Ja, das war das richtige Wort fГѓВјr sie. Intensiv.

Er seufzte tief und ГѓВ¶ffnete seine Augen. Dann schloss er sie wieder. Er hГѓВ¤tte sich denken kГѓВ¶nnen, dass Polly nicht einfach ein normales Badezimmer haben wГѓВјrde, aber dies ging weit ГѓВјber seine wildesten Vorstellungen hinaus.

Er ГѓВ¶ffnete die Augen wieder, um den Anblick auf sich wirken zu lassen. Die Tapeten an den WГѓВ¤nden und der Decke waren eine Illusionsmalerei, sodass es wie eine groГѓВџe Kathedrale aussah, vielleicht Westminster Abbey, oder was wusste er. Der Raum war ohnehin schon sehr groГѓВџ fГѓВјr ein Badezimmer, was den Effekt noch verstГѓВ¤rkte.

Die Toilette war buchstäblich ein Thron – eine aufwändig geschnitzte Konstruktion aus dunkler Eiche mit Einlegearbeiten aus Elfenbein und Juwelen. Die massiven Armlehnen hatten Löwenköpfe an den Enden und die vier Füße waren Tatzen mit Klauen. Die Rückenlehne des Throns war aus weinrotem Samt und ein gleichmäßiges Licht schien auf den Sitz als käme es durch ein farbiges Glasfenster von oben. Eine Rolle Klopapier hing diskret an einer Seite.

Er ging zu dem Thron und hob den Sitz vorsichtig auf. Zu seiner großen Erleichterung sah es innen wie eine normale Toilette aus. Er erleichterte sich, dann, wie seine Frau – bald Ex-Frau, erinnerte er sich – ihn erzogen hatte, klappte er den Sitz wieder nach unten. Als er nach unten gebeugt war, bemerkte er, dass das Toilettenpapier merkwürdig aussah. Er streckte die Hand aus, um es anzufassen.

Es war kein Papier. Es war Seide.

Er ging zum Waschbecken, das ihn an ein achteckiges Taufbecken, das er in einer Tour alter Kirchen gesehen hatte, erinnerte. Der Wasserhahn war aus massivem Gold und als er ihn aufdrehte, hatte das Wasser, das herausfloss einen leichten Rosenduft. Die Seifen waren wie kleine SchwГѓВ¤ne geformt und die HandtГѓВјcher waren in Origami-Schwanfiguren gefaltet.

Er starrte auf sein Spiegelbild als er seine Hände wusch. „Wo bin ich da nur hineingeraten?“ fragte er sich leise. „Ist dies eine noch surrealere Version von Hotel California? Wer ist diese Frau und was ist das für ein Ort?“

Sein Spiegelbild konnte ihm keine Antwort geben, also trocknete er sich die HГѓВ¤nde und verlieГѓВџ das Zimmer.

Der Lift wartete offen auf ihn, als er den Korridor hinunter ging. Er drückte mit einiger Unbehaglichkeit „1“ und der Lift schoss so schnell durch den Schacht hinunter, als wäre das Kabel gerissen, nur um dann plötzlich aber sanft stehen zu bleiben. „Dieser Lift könnte eine Fahrt in jedem Vergnügungspark sein“, murmelte er.

Er trat auf das Parterre hinaus. Keine Spur von Polly, also wartete er einfach.

Ein groГѓВџer, mГѓВ¤nnlicher LГѓВ¶we mit einer imposanten MГѓВ¤hne kam gemГѓВјtlich aus einer TГѓВјr spaziert. Herodotus erstarrte instinktiv und bewegte sich langsam rГѓВјckwГѓВ¤rts von ihm weg. Die LifttГѓВјren hatten sich hinter ihm geschlossen, aber er drГѓВјckte sich so fest an sie, wie er konnte.

Der LГѓВ¶we sah ihn kurz an und Herodotus bemerkte, dass er etwas schielte. Das Tier sah wieder weg und ignorierte ihn, als er einfach den Gang entlang ging und in einem anderen Zimmer verschwand.

Nach ein paar Sekunden fiel Herodotus auf, dass er nicht atmete. Er begann, tief einzuatmen, um seine Nerven zu beruhigen.

Polly kam aus einer anderen Tür. Sie hatte sich wieder umgezogen, diesmal erschien sie in engen Jeans, Turnschuhen und einem weißen T-Shirt, auf dem in blauen Buchstaben auf der Brust stand: „Ich glaube an mich!“. Selbst so ein einfaches Outfit sah an ihr unsagbar sexy aus.

„Äh“, sagte er zögernd, „da spaziert ein Löwe durch dein Haus.“

„Oh, das ist nur Bert. Ignoriere ihn einfach. Er hat wahrscheinlich mehr Angst vor dir, als du vor ihm.“

Herodotus entschied, dass er genug hatte von subtilen Bemerkungen. Er sah ihr geradewegs in die Augen und sagte: „Wer bist du jetzt eigentlich?“

Sie schenkte ihm einen fragenden Blick. „Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich bin Polly.“

„Polly Wie?“

„Polly Wie Wie?“

„Wie heißt du mit Nachnamen?“

„Nein, wie heißt der Typ der als zweites kommt.“

„Ich kenne den Witz schon“, sagte er genervt. „Sag mit deinen Nachnamen.“

„Brauche ich einen?“

„Jeder hat einen Nachnamen.“

“Cher. Madonna. Prince.”

„Das sind Künstlernamen. Sie wurden mit Nachnamen geboren.“

„Vielleicht ist Polly mein Künstlername.“

„Spielst du denn gerade ein Theater?“

„Immer“, sagte sie, wobei ihre Stimme einen leicht verärgerten Ton annahm.

„Alles was ich meinte war –“

„Kann sein, Junge.“ Ihre Augen glühten mit plötzlicher Wut. „Wie kannst du es wagen, hier herein zu spazieren, als würde dir die Welt gehören und mich ins Kreuzverhör nehmen? Ist das ein Gummischlauch in deiner Hosentasche, oder freust du dich nur, mich zu sehen? Was macht es schon aus, wie mein Nachname ist, oder ob ich einen habe? Du bist hier nicht mehr erwünscht. Bitte verlass sofort mein Haus.“

Herodotus war verblüfft von dieser plötzlichen Sinneswandlung. „Aber – “

„Kein 'aber'. Raus. Jetzt!“ Sie deutete wütend auf die Tür an der Vorderseite des Hauses.

Sie stampfte mit ihrem FuГѓВџ auf.

Der Boden zitterte.

Es gibt ein Spiel, das alle Kalifornier spielen: die StГѓВ¤rke des Erdbebens raten, das man gerade gefГѓВјhlt hat. Ohne bewusst darГѓВјber nachzudenken, schГѓВ¤tzte er dieses auf ein schwaches Erdbeben, wohl irgendwo zwischen 3 und 4 auf der Richter-Skala.

Herodotus hatte aber keine Zeit um genauer nachzudenken, denn Polly kam auf ihn zu, Mordlust in ihren Augen. Er drehte sich um und floh den Gang entlang hinunter, ГѓВ¶ffnete die TГѓВјr und ging hinaus. Polly folgte ihm bis zur TГѓВјr und warf diese hinter ihm krachend ins Schloss.

„Nun, das hätte besser gehen können“, murmelte er.

Er stand in der gleiГѓВџenden Hitze und sah hinunter auf die Einfahrt, wo sein Auto auf der Autobahn stehen geblieben war. Er hatte halb erwartet, Pollys Chauffeur daran arbeiten zu sehen, den Motor in StГѓВјcken am Boden um ihn herum verteilt. Aber da war nichts. Das Auto war weg.

Herodotus starrte unglГѓВ¤ubig auf die StraГѓВџe. Dann schaute er ГѓВјber seine Schulter zurГѓВјck auf die plГѓВ¶tzlich Unheil verkГѓВјndende TГѓВјr. KopfschГѓВјttelnd ging er langsam die Treppen hinunter und ging zu dem Schneemann hinГѓВјber. Er zeigte immer noch keinerlei Absichten zu schmelzen.

„Hallo McCool“, sagte er. „Mein Name ist Rod, kurz für Herodotus. Was ist eigentlich los mit Polly? Sie erschien so freundlich, und dann wendet sie sich gegen mich und wirft mich aus dem Haus. Und sie ist so schön, dass ich kaum meinen Blick von ihr nehmen kann. Aber sie benimmt sich richtig komisch. Sie ist offensichtlich reich und talentiert, aber sie erscheint überhaupt nicht überheblich. Also, abgesehen von ihrem Namen, nehme ich an. Was ist damit, frage ich mich?




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